In diesem Herbst nahm das Fruchtverarbeitungszentrum in Sulgen seinen Betrieb auf. Produziert wird dort Apfeldirektsaft, anstatt dem sonst in der Branche üblichen Konzentrat. Der Holderhof reagiert damit auf die steigende Beliebtheit von Direktsaft bei der Kundschaft.
Die Dimensionen sind gigantisch: 100 Chromstahl-Tanks à 100’000 Liter Fassungsvermögen werden im Endausbau im neuen Fruchtverarbeitungszentrum in Sulgen für die Einlagerung von Fruchtsäften bereitstehen. Weshalb sind so viele Behälter nötig? Im Gegensatz zu den meisten grossen Mostereien in der Schweiz, setzt die Holderhof Produkte AG bei den Äpfeln voll auf die Herstellung von Direktsaft. Dafür braucht es mehr Platz als für Konzentrat, bei dem ein grosser Teil der Flüssigkeit entzogen wird, bevor es eingelagert wird. Kleinmostereien und Direktvermarkter wissen schon lange, dass direkt gepresster Apfelsaft bei den Leuten äusserst beliebt ist. Auch Holderhof-Gründer Christof Schenk ist überzeugt, dass sich der Absatz immer mehr in Richtung Direktsaft verschiebt. In einer Umfrage des Verbandes der deutschen Fruchtsaft-Industrie gab rund zwei Drittel der Kundschaft an, beim Einkauf Wert darauf zu legen, dass es sich um einen Direktsaft handelt, und bereit sind, dafür etwas mehr zu bezahlen.
Ausgeklügeltes Press-Verfahren
Doch wie kommen die Äpfel als Saft in den Tank? Dazu sind mehrere Verarbeitungsschritte nötig. Bei der Anlieferung der Mostäpfel in Sulgen kippt der Landwirt die Ladung zuerst in eines der vier Silos. Von dort schwimmen sie im reinigenden Wasser durch die Schwemmrinne über ein Sieb und einen Lift zum Verlesetisch. Schlechte Früchte werden dort aussortiert. Nur die beste Qualität gelangt schliesslich in die Mühle, welche die Äpfel zu einer flüssigen Masse mit groben Stücken zerkleinert, der Maische. Über Pumpen kommt diese in eine der zwei industriellen Pressen, wo der Rohsaft unter hohem Druck aus dem Fruchtfleisch gepresst wird. Der Trester, der hier übrigbleibt, kann als Futtermittel weiterverwendet werden. In der Zentrifuge wird der Saft von den groben Bestandteilen getrennt und gelangt von dort vorübergehend in den Klarsafttank. Weil der Apfelsaft immer noch feine Fruchtteile enthält, gilt er immer noch als trüb, was ihm eine intensivere geschmackliche Note verleiht. Nach der Pasteurisierung auf eine Temperatur von über 90 Grad bleibt er haltbar und kann nun für mehrere Monate gelagert werden.
Direktsaft nach Bedarf
Der in den grossen Tanks gelagerte trübe Direktsaft kann nach Bedarf entnommen und in den verschiedenen Produkten der Holderhof Produkte AG eingesetzt werden oder an andere Getränkehersteller weiterverkauft werden. Idealerweise immer in möglichst natürlicher Form, damit maximal viele Vitamine und Inhaltsstoffe erhalten bleiben. Für die Verwendung als klarer Saft ohne Fruchtbestandteile – beispielsweise bei Apfelschorle –, durchläuft der Saft zusätzlich noch eine Ultrafiltrierungs-Anlage. Die Holderhof Produkte AG verarbeitet im Fruchtverarbeitungszentrum neben den oft etwas saureren Mostäpfeln auch süssere Tafelapfel- oder Hochstammsorten. Ziel ist es, die in der Schweizer Landwirtschaft so typische Ressource Apfel möglichst optimal zu nutzen. Kein Apfel soll mehr ungenutzt am Baum hängen bleiben, wie das in den letzten Jahren leider immer öfter der Fall war. Mit fairen Abnahmebedingungen und langfristigen Verträgen bietet der Holderhof den Obstproduzenten in der Region gute Perspektiven an. Interessierte Landwirte können sich gerne bei uns melden.