Veranstaltung

Mythos "Klima-Killer" Kuh - Tier&Technik 2020

Rinder werden als „schlechte Futterverwerter“ oder „Klima-Killer“ diskriminiert. Aber: Grasland ist ein Hort biologischer Vielfalt. Dr. med. vet. Anita Idel erläutert in ihrem Vortrag an der Tier&Technik die Potenziale nachhaltiger Beweidung.

Wegen der Methan-Emissionen stehen Wiederkäuer, vorrangig die Kuh am „Klima-Pranger“. Dabei ist der Klima-Killer der Mensch, denn er entscheidet über die Klima-Bilanz des Agrarsystems: Wie Lebensmittel produziert werden und wie dabei mit den Basisressourcen, Böden, Gewässern und der biologischen Vielfalt umgegangen wird. 

Wie ist Bodenfruchtbarkeit entstanden, bevor sich Menschen sesshaft machten und begannen zu gärtnern und zu ackern? Die Antwort liefern die noch heute fruchtbarsten Großebenen. Denn Prärien im Mittleren Westen Nordamerikas, Pampas in Argentinien und Uruguay, Schwarzerdeböden in der Ukraine, in Ungarn (Puszta), Rumänien (B˘ar˘agan) und deutschen Tieflandsbuchten haben ein gemeinsames Vielfaches: Sie sind Steppenböden – entstanden in Jahrtausende langer Ko-Evolution von Grasland und Weidetieren. Grasland ist noch heute das größte Biom und die größte Perma- und Mischkultur. Weltweit speichern die Böden unter dem Grasland mehr Kohlenstoff als Waldböden. Dennoch wird in Forschung und Praxis sowie in der Klimadebatte das Potenzial nachhaltiger Beweidung kaum erkannt bzw. genutzt. Letzteres ist aber ein Schlüssel auch im Kontext Biodiversität. Nicht sachgemäßes Studiendesign ist eine wesentliche Ursache dafür, dass Rinder als „schlechte Futterverwerter“ und „Klima-Killer“ wahrgenommen werden, statt als „Klima-Schützer“.

Welche Rolle spielen Forschung, Ausbildung und Praxis für diese Nicht-Wahrnehmung und was bedeutet „nachhaltige Beweidung“?

 

Kurz CV

Dr. med. vet. Anita Idel (1955)

  • Rinderpraxis – Deutschl. + Frankr. (1984-1999)
  • Mediatorin – Spannungsfeld Ldw.-Naturschutz.
  • Lehrbeauftragte – Witzenhausen (1986-2015): „Agro-Gentechnik – ökolog., tiergesundheitl. + sozioökonom. Folgen“; Lüneburg (bis 2017), Münster (seit 2013): „Tierhaltg. – im Kontext Ressourcen + Klima“
  • Projektmanagement Agrobiodiversität & Tiergesundheit (seit 2002)
  • Lead-Autorin UN-Weltagrarrat (IAASTD)
  • Salus-Medienpreis 2013 für „Die Kuh ist kein Klima-Killer! (…)“ 7. Auflage 2019
  • Neumarkter Lammsbräu 2019 Nachhaltigkeitspreis für Engagement