Fachwissen

Darmgesundheit: Der Schlüssel für Muttersauen

Erkunden Sie bahnbrechende Fütterungsmethoden zur Geburtsvorbereitung bei Muttersauen. Erfahren Sie, wie angepasste Galtfütterung und Faserstoffe nicht nur die Darmgesundheit stärken, sondern auch Geburtsrisiken minimieren. Machen Sie den nächsten Schritt für die Gesundheit Ihrer Schweineherde!

Geburtsvorbereitung von Muttersauen

Die Geburt birgt viele Risiken. Viele Probleme können mit einer angepassten Galtfütterung verhindert werden. Kommt es trotzdem zu Problemen, kann ein spezifisches Futter Abhilfe schaffen.

Was können Faserstoffe leisten?

Die Wirkung der Faser ist sehr vielseitig. So beeinflusst die Faser unmittelbar über den Verdauungsvorgang die Darmgesundheit und in der Folge das Wohlbefinden der Schweine sowie die Gesundheit. Die Verdaulichkeit von Faserstoffen, das heisst schwerer verdaulichen Kohlenhydraten, ist bei Schweinen sehr stark altersabhängig. Mit zunehmendem Alter und Gewicht des Tieres steigt die Verdaulichkeit kontinuierlich an (steigende Enzymtätigkeit) (LE Goff und Noblet 2001). Aber nicht nur die absoluten Gehalte an schwerer verdaulichen Kohlenhydraten sind entscheidend, sondern die Anteile an ganz bestimmten Bestandteilen wie beispielsweise NDF/ADF sowie die Gehalte dieser spezifischen Fraktionen im Futter. 

NDF, ADF, ADL: Was sie bedeuten und warum sie wichtig sind

  • NDF umfasst die pflanzlichen Zell-wandbestandteile in einem Futtermittel -> Zellulose, Hemizellulose, Pektin, Lignin (NDF = neutrale lösliche Detergentienfaser)
  • ADF umfasst den unverdaulichen Teil der Zellwandbestandteilen -> Zellulose und Lignin (ADF = saure lösliche Detergentienfaser)
  • ADL ist nahezu identisch mit dem Ligningehalt und wird daher auch als „acid detergent lignin“ (ADL) bezeichnet
  • NSP sind Nicht-Stärke-Polysaccharide und sind in pflanzlichen Zellwänden vorhanden. Sie können durch den tierischen Organismus nicht abgebaut werden. Es handelt sich hierbei unter anderem um Zellulose, Beta-Glucane, Arabinoxylane (Pentosane), Mannane, Galaktane, Xyloglukane und Pektine.
  • BFS ist die bakteriell fermentierbare Substanz, die den Bakterien im Darmtrakt als Ernährungsbestandteile zur Verfügung stehen 
  • WHC ist die Wasserhaltekapazität beziehungsweise das Wasserbindevermögen von Futtermitteln nach zwei Stunden. Hierbei gilt: Je mehr Wasser eine Komponente halten kann, desto stärker ist ihre Quellfähigkeit. Bei Einsatz eines Futtermittels mit einem hohen WHC-Wert kann eine stärkere Füllung des Magen-Darm-Traktes beim Schwein erzielt werden (Sättigung, Ruhe).

Zieht man bei der Berechnung den ADF-Wert von dem NDF-Wert ab, erhält man den fermentierbaren Faseranteil im Futtermittel, der die Nahrung für die Mikroflora im Darm bildet. Es geht darum, den hinteren Darmabschnitt (Dickdarm) mit einer ausreichenden Menge an bakteriell fermentierbarer Substanz (= BFS) zu versorgen. Diese schwer verdaulichen Kohlenhydrate wie Zellulose, Hemizellulose, Beta-Glucane, Pentosane, Pektine und Inuline stehen den Darmbewohnern im Dickdarm über verschiedene Faserträger zur Verfügung und fördern die Etablierung von positiven Bakterien (Milchsäure-/ Bifidobakterien). Sie tragen damit zu einer guten Darmgesundheit bei (Darm = grösstes Immunorgan = Immunkompetenz).

Effekte und Funktionen der Faserfraktionen

  • verbesserte Darmperistaltik – unterstützt Darmgesundheit und Immunkompetenz
  • Steuerung der Passagerate und der Kotkonsistenz und somit verbesserte Kotabsetzung (zum Beispiel Geburtsvorbereitung bei Sauen)
  • Bildung von bakteriellen Stoffwechselprodukten bei der Fermentation (zum Beispiel FFS) Erhöhung der Enzymsekretion durch mechanische Stimulierung der Darmmukosa 
  • N-Fixierung im Dickdarm durch BFS – durch weniger leicht emittierbaren Harnstickstoff 
  • Quellvermögen steuert die Futteraufnahme (Sättigungsgefühl) – Sauenherde ist ruhiger (zum Beispiel bei Gruppenhaltung von Sauen)
  • Gastro-Intestinal-Trakt (GIT) wird durch Quellvermögen der Faser voluminöser – kann Futteraufnahmekapazität in der Laktation positiv beeinflussen

Senkung des MMA-Risikos durch optimale Faserversorgung

Darüber hinaus wird eine ausreichende Peristaltik im Darm erreicht, die Kotkonsistenz wird gezielt eingestellt, und Verstopfungen können vermieden werden (Geburtsvorbereitung bei Sauen). In der Folge kann das MMA-Risiko durch zügigere und leichtere Geburten gesenkt werden (Senkung Ferkelverluste). Außerdem wird nach der Geburt eine schnelle Futtersteigerung beziehungsweise hohe Futteraufnahmekapazität ermöglicht, indem zuvor in der niedertragenden und hochtragenden Phase quellfähige Fasern gefüttert wurden, die den Magen-Darm-Trakt voluminöser gemacht haben. 

Ist der Darm gesund, so steigt die Abwehrleistung beziehungsweise Verdrängung gegenüber krank machenden Erregern wie beispielsweise E. Coli und anderen Erregern an. Die Vitalität und die Leistung der Tiere können gesteigert werden. Die Zusammenhänge, die sich durch eine gezielte Faserversorgung ergeben, werden in der Abbildung dargestellt. 

Bei der Verdauung der fermentierbaren schwerer verdaulichen Kohlenhydrate durch Bakterien im Enddarm entstehen bakterielle Stoffwechselprodukte wie flüchtige Fettsäuren (überwiegend Essig-, Butter- und Propionsäure), die dem Schwein Energie liefern, den pH-Wert absenken und ein anhaltendes Sättigungsgefühl fördern (weniger Stress, mehr Ruhe). Neben den Rohfasergehalten, den Gehalten an NDF, ADF, ADL und der BFS können aber auch nachfolgende physikalisch-chemische Eigenschaften in der Tierernährung/- fütterung relevant sein: Löslichkeit, Wasserhaltekapazität beziehungsweise Wasserbindungskapazität sowie Viskosität und Fermentierbarkeit (Hooda et al. 2011).

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