Fachwissen

«Schwanzbeissen» - Gründe & Vorbeugung

Die Aggressivität beim «Schwanzbeissen» kann zu hohen Schäden und in extremen Fällen bis zur Notschlachtung führen. Doch welche Gründe führen zu dieser Verhaltensstörung, die häufig Schwanz, Ohren oder Flanke betrifft? Und was können Sie dagegen unternehmen? Dieser Beitrag liefert Antworten.

Was ist «Schwanzbeissen»?

In vielen Fällen wird von Kannibalismus gesprochen, was so nicht ganz korrekt ist, da Kannibalismus nur durch Hunger ausgelöst wird und somit zu gegenseitigem Auffressen führen würde. Trotzdem verursacht die Aggressivität hohe Schäden und kann in extremen Fällen bis zur Notschlachtung führen. 


Mögliche Gründe

  • Belegdichte – mehr Tiere als vorgesehen gibt Stress
  • Gruppierungen – bei Jagern wie auch bei den Mastschweinen ist es von Vorteil, die grösseren und kleineren separat einzustallen
  • Fieber – das Schwein, welches der sogenannte «Schwanzbeisser» ist, hat meistens Fieber
  • Wasser – schlechte Qualität oder ungenügende Menge
  • Beschäftigungsmöglichkeit – zu wenig Beschäftigung kann zu Unruhe führen
  • Stallklima – zu hohe Stalltemperatur, Zugluft oder Kältebrücken
  • Mykotoxin belastetes Stroh – oft bei Label-Ställen mit viel Einstreu
  • Schadgasbefall – zu wenig Frischluft im Stall, wenn die Güllegrube unter dem Auslauf ist oder während dem Kanal-Spülen

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Vorbeugung

  • Stall aufwärmen vor dem Einstallen. Besonders im Winter ist dieser Punkt entscheidend für einen guten Start
  • Dem Alter bedarfsgerechtes Futter einsetzen, z.B. bei Jagern nicht zu früh auf Mastfutter umstellen
  • Gruppengrösse einhalten
  • Wassernippel auf die Durchflussmenge kontrollieren. Zudem macht sich eine jährliche Wasserqualitäts-Kontrolle bezahlt
  • Fliegen- und Schadnager-Bekämpfung stetig im Auge behalten (ein grosser Fliegenbefall kann zu unruhigen Tieren führen)

Kurzfristige Massnahmen

Als kurzfristige Massnahme ist es besonders wichtig, den Schwanzbeisser sofort auszusortieren. Zudem sollte das Lüftungssystem geprüft und eventuell manuell angepasst werden.

Ebenfalls eine Zugabe von Mineralstoff oder Viehsalz über maximal fünf bis sieben Tage oder zusätzliche Beschäftigungsmaterialien können wieder mehr Ruhe in den Stall bringen.

Es gibt eine breite Auswahl an geeigneten Beschäftigungsmaterialien: Heukörbe, Tannäste, Längsstroh, Brennnesseln, Holzstücke (Weichholz), aufgehängte Strohschnur-Bündel, Hartspielball, etc. Alles, was sich bewegt, lenkt von der Nervosität der Tiere ab und wirkt durch die zusätzliche Beschäftigung beruhigend. Egal welche Sofortmassnahmen ergriffen werden, der Tierarzt sollte zum Medizinieren beigezogen werden, wenn nach vier bis fünf Tagen keine Besserung eintritt.

Langfristige Massnahmen

Langfristig kann ein Lüftungsspezialist beigezogen werden, der gegebenenfalls die Lüftung ausmisst. Dabei dürfen auch die Schadgase nicht ausser Acht gelassen werden.

Des Weiteren soll vor allem bei Jagern das Impfprogramm überprüft werden. Eine Umstrukturierung der Buchten, eine Erhöhung des Platzangebots oder ein Wechsel der Genetik können ebenfalls zur langfristigen Besserung beitragen. Auch Beimischungen wie Magnesiumsulfat oder Mykotoxinbinder können wirkungsvoll sein – wir beraten Sie dabei gerne.

Meistens ist es schwierig, das auslösende Tier zu erkennen. Wenn sich das Übel bei jedem Umtrieb wiederholt, empfiehlt es sich eine Stallkamera zu installieren. Bei Betrieben, die immer wieder mit den gleichen Problemen konfrontiert werden, macht es durchaus Sinn mit einer aussenstehenden Person (Berater) einen Stallrundgang zu machen. Denn es ist sinnvoll, ab und zu die Betrachtungsweise zu ändern, damit keine Betriebsblindheit entsteht.

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Verlangen Sie bei unseren Beratern eine ausführliche Checkliste oder vereinbaren Sie einen Termin für einen gemeinsamen Stallrundgang.